Hallo, ich lerne gerade Deutsch und würde mich gerne mit euch unterhalten.
Meine letzte Frage nach euren Lieblings-Podcasts hat so viele tolle Antworten bekommen. Jetzt habe ich ein philosophisches Thema für euch: “Gibt es etwas nach dem Tod?”
Schlägt euch eure Intuition ein Szenario vor? Ich stelle mir das Leben wie ein Computerspiel vor. Ich glaube gerne, dass unser Körper nur ein Avatar ist. Nach jedem Tod wird er wiedergeboren, wie die Charaktere in Dota oder LoL. Der Spieler ist das Äquivalent zu unserer Seele, die unsterblich ist und sich mit jedem Spiel weiterentwickelt.
Das scheint viel mit dem Buddhismus und der Simulationstheorie zu tun zu haben.
Ich bin gespannt auf eure Gedanken.

  • Stark_Contrast@feddit.de
    link
    fedilink
    arrow-up
    8
    ·
    1 year ago

    Provokante These meinerseits, unter anderem inspiriert von “I am a strange Loop” vom Neurowissenschaftler Douglas Hofstadter: Eigentlich sterben wir dauernd, wir merken es bloß nicht. Das “ich” ist ein Muster, eine bestimmte Art, wie Abermillionen Nervenzellen miteinander vernetzt sind und Signale austauschen. Dieses Muster ändert sich ständig, denn wir lernen und erfahren neue Dinge, Formen neue Assoziationen, verlernen und vergessen Dinge. Vor der Logik - wieso glauben wir eigentlich, dass wir die selbe Person sind wie vor einem Jahr oder zehn? Wir glauben das, weil wir Erinnerungen haben, diese Person zu sein. Durch Erinnerungen haben wir diesen Eindruck, ein zeitlich überdauerndes Wesen zu sein. Würde jemand unsere Erinnerungen mit denen eines anderen Menschen vertauschen, würden wir glauben, wir sind im falschen Körper aufgewacht und sind eigentlich dieser andere Mensch. Also ist das durchgehende “ich” eine Illusion - ein “Ich” existiert nur einen Moment lang; es glaubt aufgrund der Erinnerung, dass es das gleiche “Ich” ist wie seine ganzen Vorgänger; es stirbt und wird durch ein neues, leicht anderes “Ich” ersetzt.

    Tod ist für mich nichts anderes, als dass irgendwann kein Nachfolger mehr kommt. Kein neues “Ich” mehr. Sterben dürfte nichts allzu eigenartiges sein, wir tun es dauernd.

    • nova@feddit.de
      link
      fedilink
      arrow-up
      2
      ·
      edit-2
      1 year ago

      Hinzu kommt, dass der menschliche Körper eine Art “Schiff des Theseus” ist, da er sich ca. alle 7 Jahre quasi runderneuert. D. h. alle seine Zellen sind neu nachgewachsen und ausgetauscht. Der “alte” Körper existiert praktisch nicht mehr :)

      Interessant i. d. Z. a. “Der Ego-Tunnel” von Thomas Metzinger.

    • Spezi@lemmy.world
      link
      fedilink
      arrow-up
      2
      ·
      1 year ago

      Erinnert mich an https://en.m.wikipedia.org/wiki/Teletransportation_paradox - was ich sehr spannend fand.

      Finde gerade auf die schnelle weder was ordentliches Deutsches dazu, noch finde ich dieses coole, dystopische Comic zu dem Thema, das mich erst darauf brachte.

      Kennt es wer? Es ging um einen Kerl, der sich in einer Gesellschaft mit Teleportern dem verweigerte, eben weil er dachte, beim Transport zu sterben.

    • Oliver@lemmy.ca
      link
      fedilink
      arrow-up
      1
      ·
      1 year ago

      Eigentlich sterben wir dauernd, wir merken es bloß nicht. (…) wieso glauben wir eigentlich, dass wir die selbe Person sind wie vor einem Jahr oder zehn?

      Weil ich Menschen erlebt habe, die für ihr Leben von Traumata geprägt wurden. Da gibt’s dann eben keinen Reset-Knopf. Und Erfahrungen fressen sich im Großen wie im Kleinen in die Seele rein.

      Leider ist das Leben keine Kassette im Tapedeck - Stopp drücken und zurück spulen? Geht net!