• Norgur@kbin.social
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    9 months ago

    Irritierenderweise… tut er das in dem Fall tatsächlich. Der Kranken- und Pflegesektor ist allen mir innewohnenden Ansichten zum Trotz ein Beispiel, wie (schlechte) staatliche Regulierung auch eine Marktregulierung zu Gunsten von Arbeitnehmern blockieren kann. Durch die ganzen Pauschalen, die das Gesundheitssystem dominieren, hat jeder Träger klare Obergrenzen dafür, wie viel Personal eingestellt und wie viel diesem Personal bezahlt werden kann. Das verlangsamt die Steigerung von Gehältern und die Verbesserung von Personalschlüsseln erheblich. Wenn du es wagst, so viele Menschen einzustellen, wie du brauchst, kannst du nicht mehr berechnen wie jemand, der eben den (eigentlich zu niedrigen) Personalschlüssel exakt einhält. Das heißt: Du machst Verlust und kannst zusperren, nachdem ein Pflegeheim/Krankenhaus jetzt nicht unbedingt das Angebot diversifizieren und den Pflegebereich mittels Mischkalkulation quersubventionieren kann, indem es irgendwas anderes tut, was Geld bringt (ohne ebenfalls in ethische Probleme zu geraten).

    Ich meine… würden wir die Regulierung zurückfahren, würde das langfristig nicht in besserer Pflege sondern in noch mehr Ausbeutung enden, das ist klar. Aber die aktuelle Regulierung ist absolut ungeeignet, um ein gesundes Gesundheitssystem zu produzieren.

    • Tiptopit@feddit.de
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      9 months ago

      Meiner Meinung ist das grundlegende Problem aber sehr einfach greifbar: Warum sollte das Gesundheitssystem profitorientiert arbeiten müssen?

      Was man ja sagen muss ist, dass halt mit den Pauschalen der Gewinn des Konzerns erwirtschaftet werden muss. Insofern wäre zwar Geld da, um Personalschlüssel zu verbessern, es ist aber halt rein betriebswirtschaftlich Unsinn, weil dich ja nur der Gewinn und dass der Laden prinzipiell läuft interessiert.

      • Norgur@kbin.social
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        12
        ·
        9 months ago

        Für dämliche private Anbieter ist das eindeutig der Fall. Viele Gesundheitseinrichtungen sind allerdings Stiftungen oder gehören nicht profitorientierten Einrichtungen wie der Caritas (die ganz eigene Probleme haben, was Personal angeht, aber Gewinnorientierung ist es nicht). Die werden künstlich beschnitten, genau wie die meisten Krankenhäuser, die oft in städtischer Hand sind oder auch Stiftungen und co angehören.

    • Amitab@feddit.de
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      11
      ·
      9 months ago

      Liegedauer und Komplikationen kosten auch Geld. Viel Geld. Ein Schlaganfallpatient, der nicht die adäquate Pflege und Reha erfährt, wird dem Gesundheitssystem länger auf der Tasche liegen, vielleicht bis zum Tod. Oder ein großes Druckgeschwür das chirurgisch Versorgt werden muss und die Liegedauer vervielfacht und vielleicht zu bleibenden Schäden führt.

      Beide Beispiele lassen sich mit genügend Personal positiv beeinflussen.

      Die Sache ist nur, dem Initial betreuenden Haus fallen diese Kosten womöglich gar nicht selbst auf. Sondern den nachbetreuenden.

      Aber das System als ganzes wird so sehr viel teurer. Mit Sicherheit überwiegen diese Kosten die des Mehrpersonals. Aber das verteilt sich auf zu vielen Schultern.

      • Norgur@kbin.social
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        5
        ·
        9 months ago

        und, noch wichtiger: Man müsste etwas tun, um die weniger greifbaren Kosten runterzubekommen. Das hätte besser sichtbare Kosten zur Folge. Also… näääääääääääääääääää. Pauschalen sind schon cool so…

    • wieson@lemmy.world
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      2
      ·
      9 months ago

      Ich würde sagen, “Markt regelt” stimmt hier auch nicht universell, weil kirchliche Träger doch noch andere Motivationen haben als nur marktgebundene.