Du brauchst mich nicht von der Belanglosigkeit dieses einen konkreten Produktes überzeugen. Ich habe noch nie das Bedürfnis verspürt, Milch aufzuschäumen. Weder als Veganer noch davor.
Mir ist klar, dass ich dafür ein Tier ein viel zu kurzes Leben lang leiden lasse, aber mein Ritual ist mir wichtiger.
Es mag Menschen geben, die so denken aber ich würde nicht davon ausgehen, dass 97% der Menschen in Deutschland (die “Nicht-Veganer”) so veranlagt sind. Vielmehr verschließen die Menschen vor dem, was sie nicht sehen wollen, die Augen. Und die Marketingabteilungen dieser Welt tun ihr Möglichstes dazu, dass das so bleibt": Ob “Weidehaltung”, “Heumilch”, “Bruderküken”, “Gourmet-Salami” oder “Tierschutzsiegel”.
Alles suggeriert dir, dass das beste Qualität ist, was du da in deinen Einkaufswagen stapelst. Viele werden zurecht ihre Zweifel daran haben, ob das alles auch so stimmt, aber “es schmeckt so gut”, die Hersteller sagen alle “gar kein Problem” und sowieso “die anderen machen es doch auch”.
Gut und böse sind keine harten Fakten, keine objektiv messbare Größe. Eher etwas relatives. X ist böser als Y. Wenn aber alle Menschen in deinem Dunstkreis sich diesbezüglich gleich verhalten, ist es schwer von gut oder böse zu sprechen. Und wenn du wirklich den Gedanken zulässt, dass wirklich alle nicht-veganen Menschen böse sind, sind es auch deine Eltern, deine Freunde, dein Partner, deine Kinder. Wie verhältst du dich dann? Abhauen und irgendwo allein ein neues Leben beginnen? Das “Böse” wegezuschieben ist einfach konsequenter Selbstschutz.
Wenn du Leute zum Umdenken bewegen willst, darfst du sie nicht gleichzeitig dämonisieren. Du musst ihnen mit Empathie begegnen. Du kannst sie hier und da tun bisschen stupsen aber musst ihnen einräumen, ihr Tempo zu gehen. Die müssen nicht nur ihr eigenes Leben umkrempeln, sondern auch ihr ganzes soziales Umfeld an die Veränderung gewöhnen.
Um mal ein anderes, verwandtes Beispiel zu deinem Milchschaum aufzugreifen. Wie stehst du denn zu Kaffee oder Kakao? Beides vegan. Beides trägt zur Abholzung des Regenwaldes bei und damit unmittelbar zu Leid und Tod unzähliger Tiere, CO2-Ausstoß, Plastikmüll, Monokulturen, Menschenhandel, Kinderarbeit, Sklaverei.
Ich trinke keinen Kaffee, weil er mir nicht schmeckt. Schokolade dagegen konsumiere durchaus in signifikanten Mengen. Sind mir die oben genannten Probleme bewusst? Absolut. Bin ich jetzt gerade in diesem Moment bereit, den Schritt zu machen und auf Schokolade gänzlich zu verzichten? Nein. Bin ich deshalb ein böser Mensch? Wahrscheinlich irgendwie schon. Natürlich will ich nicht, dass in Südamerika oder Afrika Kindersklaven zur Zerstörung des Planeten gezwungen werden, damit ich mir für einen kurzen Dopaminkick einen veganen Riegel zwischen die Backen schieben kann. Wenn ich so ein Produkt konsumiere, blende ich das aus.
Bin ich wohlhabend genug, kaufe ich vielleicht noch die gute Fairtrade-Schoki aus dem Bioladen. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, weiß ich aber auch aus diversen Dokus, dass diese Siegel ihrem eigenen Anspruch längst nicht immer gerecht werden. Vielleicht nicht ganz so schlimm wie bei der Gourmet-Salami oben, aber auch nicht allzu weit weg davon. Und selbst wenn es den 100% ethisch vertretbaren Kakao gäbe, so wäre er kaum in einer Menge zu einem Preis verfügbar, um alle zu versorgen. Angenommen, ich könnte ihn mir leisten, was dann? Selbst so weitermachen, wie bisher und mit dem Finger auf die armen zeigen, dass sie immer noch die “böse” Schokolade kaufen? Irgendwie unbefriedigend.
Bitte versteh mich nicht falsch. Ich möchte hier kein Whataboutism betreiben. Du hast recht, mit dem, was du schreibst. Ich möchte nur deutlich machen, dass wir, wenn wir dieselben strengen Ansprüche aus dem Veganismus auch auf andere Lebensbereiche anwenden, so wird auch unter den 3% Veganern kein “Guter” mehr übrig bleiben. Selbst wenn wir uns bei der Betrachtung ausschließlich auf Tier- und Umweltschutz beschränken nicht.
Wir sollten unbedingt versuchen, möglichst viele Leute in die richtige Richtung zu stupsen. Aber gleichzeitig sollten wir nicht so tun, als wäre das die einzige Dimension von gut und böse. Und all die Menschen, die gerade an einer anderen Front kämpfen, dafür verurteilen, dass sie noch nicht da angekommen sind, wo wir sie gerne hätten. :)
Da es noch keinen kugelsicheren Ansatz gibt, der alle abholt, müssen wir sowieso mehrere Strategien fahren. Schlechte Handlungen als solche benennen, das halte ich für notwendig. Nur wer sich schlecht fühlt, hat den Drang etwas zu ändern. Bauchpinseleien gibt es für Leute, die versuchen vegan zu leben. Aber sicher nicht für Leute, die weiterhin die Tiere nicht respektieren.
Du brauchst mich nicht von der Belanglosigkeit dieses einen konkreten Produktes überzeugen. Ich habe noch nie das Bedürfnis verspürt, Milch aufzuschäumen. Weder als Veganer noch davor.
Es mag Menschen geben, die so denken aber ich würde nicht davon ausgehen, dass 97% der Menschen in Deutschland (die “Nicht-Veganer”) so veranlagt sind. Vielmehr verschließen die Menschen vor dem, was sie nicht sehen wollen, die Augen. Und die Marketingabteilungen dieser Welt tun ihr Möglichstes dazu, dass das so bleibt": Ob “Weidehaltung”, “Heumilch”, “Bruderküken”, “Gourmet-Salami” oder “Tierschutzsiegel”.
Alles suggeriert dir, dass das beste Qualität ist, was du da in deinen Einkaufswagen stapelst. Viele werden zurecht ihre Zweifel daran haben, ob das alles auch so stimmt, aber “es schmeckt so gut”, die Hersteller sagen alle “gar kein Problem” und sowieso “die anderen machen es doch auch”.
Gut und böse sind keine harten Fakten, keine objektiv messbare Größe. Eher etwas relatives. X ist böser als Y. Wenn aber alle Menschen in deinem Dunstkreis sich diesbezüglich gleich verhalten, ist es schwer von gut oder böse zu sprechen. Und wenn du wirklich den Gedanken zulässt, dass wirklich alle nicht-veganen Menschen böse sind, sind es auch deine Eltern, deine Freunde, dein Partner, deine Kinder. Wie verhältst du dich dann? Abhauen und irgendwo allein ein neues Leben beginnen? Das “Böse” wegezuschieben ist einfach konsequenter Selbstschutz.
Wenn du Leute zum Umdenken bewegen willst, darfst du sie nicht gleichzeitig dämonisieren. Du musst ihnen mit Empathie begegnen. Du kannst sie hier und da tun bisschen stupsen aber musst ihnen einräumen, ihr Tempo zu gehen. Die müssen nicht nur ihr eigenes Leben umkrempeln, sondern auch ihr ganzes soziales Umfeld an die Veränderung gewöhnen.
Um mal ein anderes, verwandtes Beispiel zu deinem Milchschaum aufzugreifen. Wie stehst du denn zu Kaffee oder Kakao? Beides vegan. Beides trägt zur Abholzung des Regenwaldes bei und damit unmittelbar zu Leid und Tod unzähliger Tiere, CO2-Ausstoß, Plastikmüll, Monokulturen, Menschenhandel, Kinderarbeit, Sklaverei.
Ich trinke keinen Kaffee, weil er mir nicht schmeckt. Schokolade dagegen konsumiere durchaus in signifikanten Mengen. Sind mir die oben genannten Probleme bewusst? Absolut. Bin ich jetzt gerade in diesem Moment bereit, den Schritt zu machen und auf Schokolade gänzlich zu verzichten? Nein. Bin ich deshalb ein böser Mensch? Wahrscheinlich irgendwie schon. Natürlich will ich nicht, dass in Südamerika oder Afrika Kindersklaven zur Zerstörung des Planeten gezwungen werden, damit ich mir für einen kurzen Dopaminkick einen veganen Riegel zwischen die Backen schieben kann. Wenn ich so ein Produkt konsumiere, blende ich das aus.
Bin ich wohlhabend genug, kaufe ich vielleicht noch die gute Fairtrade-Schoki aus dem Bioladen. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, weiß ich aber auch aus diversen Dokus, dass diese Siegel ihrem eigenen Anspruch längst nicht immer gerecht werden. Vielleicht nicht ganz so schlimm wie bei der Gourmet-Salami oben, aber auch nicht allzu weit weg davon. Und selbst wenn es den 100% ethisch vertretbaren Kakao gäbe, so wäre er kaum in einer Menge zu einem Preis verfügbar, um alle zu versorgen. Angenommen, ich könnte ihn mir leisten, was dann? Selbst so weitermachen, wie bisher und mit dem Finger auf die armen zeigen, dass sie immer noch die “böse” Schokolade kaufen? Irgendwie unbefriedigend.
Bitte versteh mich nicht falsch. Ich möchte hier kein Whataboutism betreiben. Du hast recht, mit dem, was du schreibst. Ich möchte nur deutlich machen, dass wir, wenn wir dieselben strengen Ansprüche aus dem Veganismus auch auf andere Lebensbereiche anwenden, so wird auch unter den 3% Veganern kein “Guter” mehr übrig bleiben. Selbst wenn wir uns bei der Betrachtung ausschließlich auf Tier- und Umweltschutz beschränken nicht.
Wir sollten unbedingt versuchen, möglichst viele Leute in die richtige Richtung zu stupsen. Aber gleichzeitig sollten wir nicht so tun, als wäre das die einzige Dimension von gut und böse. Und all die Menschen, die gerade an einer anderen Front kämpfen, dafür verurteilen, dass sie noch nicht da angekommen sind, wo wir sie gerne hätten. :)
Da es noch keinen kugelsicheren Ansatz gibt, der alle abholt, müssen wir sowieso mehrere Strategien fahren. Schlechte Handlungen als solche benennen, das halte ich für notwendig. Nur wer sich schlecht fühlt, hat den Drang etwas zu ändern. Bauchpinseleien gibt es für Leute, die versuchen vegan zu leben. Aber sicher nicht für Leute, die weiterhin die Tiere nicht respektieren.