Unionsfraktionsvize Jens Spahn hat eine Reform des Arbeitszeitgesetzes und eine Abschaffung der täglichen Höchstarbeitszeit von acht Stunden gefordert. “Das Arbeitszeitgesetz ist aus der Zeit gefallen, Arbeitgeber wie Beschäftigte leiden darunter”, sagte der CDU-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). “Wir brauchen moderne Regeln, die den Schutz für Arbeitnehmer mit hoher Flexibilität verbinden”, fügte Spahn hinzu. “Beschäftigte können selbst am besten entscheiden, wie lange sie an einem Tag arbeiten wollen.”

Spahn fügte hinzu: “Ich selbst habe früher beim Kellnern auf Hochzeiten regelmäßig gegen die Tageshöchstarbeitszeit verstoßen.” Die Regelungen sei in vielen Jobs nicht praktikabel, zumal in Zeiten von mehr Homeoffice. “Mehr Freiheit würde helfen, Familienleben und Berufsalltag besser zusammenzubringen”, ergänzte der CDU-Politiker.

Laut Arbeitszeitgesetz darf die werktägliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer acht Stunden nicht überschreiten. Sie kann aber auf bis zu zehn Stunden verlängert werden. Allerdings nur, wenn innerhalb von sechs Monaten oder 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden werktäglich nicht überschritten werden.

Die FDP fordert ebenfalls eine Abkehr vom klassischen Achtstundentag. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Lukas Köhler argumentierte zuletzt, der Achtstundentag sei “ein fossiles Dogma aus einer Zeit, in der die Sorge vor Ausbeutung massiv war”. Doch die Zeiten hätten sich geändert. “Das Arbeitszeitgesetz kommt aus einer Welt, in der es kein Homeoffice gab. Kaum jemand hält dieses Acht-Stunden-Dogma in seinem Arbeitstag noch durch.”

Die FDP wendet sich innerhalb der Ampel-Koalition gegen Forderungen aus der SPD, eine Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich einzuführen. Ein flexibles Arbeitszeitgesetz würde eine Viertagewoche jedoch ermöglichen, sagte Köhler dem RND im Mai. “Eine Viertagewoche wäre bei gleichbleibender Wochenarbeitszeit sicherlich in vielen Unternehmen möglich, wenn die tägliche Acht-Stunden-Schranke fällt.” Wenn dafür aber die Wochenarbeitszeit reduziert werden solle, sei dies in Zeiten des Fachkräftemangels der falsche Ansatz.

  • TheBrideWoreCrimson
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    18 days ago

    Wieder dieser Mythos vom “Fachkräftemangel”, mit dem rechte Politiker seit 30 Jahren hausieren gehen. Und genau so lange meldet sich auf 90% aller Stellenausschreibungen, egal was und bei welchem Unternehmen, innerhalb von zwei Wochen der ideale Kandidat. Und schon viel länger gibt es Bullshit-Jobs, in denen ganze Abteilungen Däumchen drehen. Gesprochen aus meiner Erfahrung als Bewerber, Einstellender, Exfreund einer Personalerin und Arbeitnehmer auch in leitenden Positionen.
    Die 10% Stellen, die nicht ganz so schnell besetzt werden können, bestehen aus 1%, für die mindestens ein Master erforderlich ist, die aber auf dem plattesten Land ausgeschrieben werden, und 9% mit unterirdischer Bezahlung.

    • addictedtochaos@lemm.ee
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      18 days ago

      Hier im Osten (ich sag nicht genau wo)

      also, hier ist dauernd die Nachricht: Unsere Arbeitslosenzahlen sind so hoch! Die Leute sollen Arbeiten gehen, blabla, hartz 4 abschaffen und so.

      Wenn man sich die Zahlen aber anschaut, dann ergibt sich, daß für den Zeitraum von 1990 bis 2024 dei derzeitigen Arbeitssuchenden zahlen wirklich recht niedrig sind. Nicht am niedrigsten, aber doch am unteren Ende.

      Also, jeder der Arbeit will und sich adequat presäntieren kann, hat Arbeit.

      Anscheinend gibt es auch aus Gründen, die ich nicht weiß, total viele Phantasiestellenausschreibungen, die nie besetzt werden sollen.