Zweitaccount wegen des schwierigen Themas. Die Hilfe ist genau so schwierig - ich weiß. Dennoch möchte ich die Schwarmintelligenz um Ideen oder Erfahrungen bitten. Und mir einfach mal was von der Seele schreiben. Vorweg: Natürlich ist das nur meine Sicht, aber wie soll es auch anders sein.
Das Szenario ist schnell umrissen: Meine Frau und ich sind der Einfachheit halber beide 40 und bereits 20 Jahre zusammen. Früh kennengelernt und beinander geblieben. Das Leben läuft wie auf Schienen. Hier und da mal ein Unwetter, aber nichts dramatisches was uns vom Kurs abbringt. Die Kinder sind aktuell am gedeihen und Pubertieren, wie es halt so ist. Über die Jahre ein bisschen Renovieren, Urlaub, Hobby, Vereine. Mit den Jobs ist soweit auch alles okay, Geld ist meist mehr als man ausgeben kann. Das Vertrauen ineinander ist eigentlich unerschütterlich. Wir sind im großen und ganzen Gesund, nichts was andere nicht auch hätten und wo es keine Hilfe gäbe. Unser genereller Umgangston ist meist Lustig/Schroff oder auch normal-neutral. Klar zofft man sich auch mal, aber nichts ist von Dauer. Der Rest der Familien ist auch in Ordnung, kein langwieriger Stress oder böses Blut - es ist eigentlich alles normal und könnte so schön sein.
Es könnte. Denn seit über zehn Jahren bin ich einsam. Trotz oder gerade wegen meiner wunderbaren Frau. All das was Sie z.B. an Fürsorge, Nähe, Intelligenz und emotionalem Können für unsere Kinder oder ihre Familie verkörpert, stellt Sie genau so für mich nicht da. Mir ist bewusst, dass Paare mit Kindern wenig Zeit füreinander haben. Aber wenn ich mich in der Verwandtschaft, Bekanntschaft oder Nachbarschaft umsehe, schaffen die meisten anderen das irgendwie, irgendwann. Und wir reden hier nicht davon, dass ich die „heißen ersten Jahre“ vermisse (Klar tu ich das, wer nicht….:D) oder erwarte, dass wir ohne die Kids in den Wochenendurlaub nach Malle fliegen. Ich würde einfach gerne mal mit meiner Frau abends zusammen Fernsehen, 30, 40 Minuten - was sie regelmäßig alleine im Bett macht bzw. schafft. Oder Spazierengehen - was Sie regelmäßig mit ihrer Freundin macht. Oder Sport - ihr ratet es schon. Für sich selbst und für andere kann Sie alles was sie sich vornimmt. Und ich will ihr nichts wegnehmen, oder mich in ihre „Me-Time“ / Auszeit reindrängen. Ich will nur einfach auch mal Zeit mit ihr verbringen. Wir waren bestimmt 15 Jahre nicht mehr zusammen außerhalb Essen, im Theater oder auf dem Weihnachtsmarkt - nix. Wir waren dieses Jahr ungelogen ungefähr 2 mal alleine Spazieren, ein mal Radfahren und haben vielleicht - wenns hochkommt ein Dutzend Filme oder Serienepisoden gesehen. Und wie gesagt. Nicht Dezember, oder im Herbst… auf’s Jahr!
Wenn jetzt die Frage aufkommt, was ich schon getan habe statt hier rumzujammern: Ja ich habe es angesprochen. Mehrfach, alle paar Jahre. machmal zweimal, dreimal im Jahr. Manchmal als Bitte, manchmal auch im bitteren Ernst. Die Antwort war immer die gleiche: Das sei Ihr unbekannt gewesen, Sie hätte es ganz anders wahrgenommen und es tut ihr unendlich leid. Sie freut sich, dass alles im Grunde so toll läuft und ich einfach für sie da bin. Dass mir überhaupt etwas fehlen würde hätte Sie nie geahnt weil ich sonst immer so wenig emotionale Probleme habe. Und ich glaube ihr das auch. Immer noch! Wenn das Problem angesprochen und diskutiert wurde, kommt meist eine kurze Phase der Überkompensation, die für mich auf Grund der Vorgeschichte genau so belastend ist wie die eigentliche Ursache. Denn wenn man am erfrieren ist, bringt einem eine Sauna nichts. Und nach ein paar Tagen oder zwei, drei Wochen schleicht sich der Alltag wieder ein. Wir gehen ins Bett nach einem Tag ohne ernste Gespräche, Berührungen oder sonstige Nähe und Zweisamkeit. Sie liest dann wieder oder schaut fernsehen. Wenn Ich dann noch alleine auf dem Sofa sitze oder neben ihr liege, bemerkt sie es nicht mal. Jegliche kleinste Aktivität muss von mir angestoßen oder sogar geplant werden. Als ich einmal eine Paartherapie angesprochen habe, fand sie das garnicht lustig. Ich solle wegen meiner wenigen Emotionen doch selbst erstmal zum Therapeuten, bevor sie mitgeht.
Bislang dachte ich, dass es irgendwie irgendwann mal besser werden würde. Vielleicht wenn Die Kinder nicht mehr so häufig bei uns im Bett pennen oder weniger anhänglich sind und selbständiger werden. Aber im Gegenteil! Es wird nur schlimmer, weil es mehr und mehr Alltag wird ohne dass meine Frau irgendwas dagegen tut. Langsam habe ich echt keine Energie mehr, mein Akku ist schon lange alle. Die Zeit um die Wochenenden oder gar die aktuellen Feiertage ist der reinste Albtraum für mich. Andere finden diese weihnachtliche Heimeligkeit vor dem Kamin in der Werbung und Fernsehen vermutlich zum Kotzen. Für mich wäre es das Paradies. Aber zu Hause zu sein ist für mich der anstrengendste Teil der Woche weil es einfach nur noch schmerzt. Die einzige Erholung zu Hause ist der Schlaf oder die Ausflüge in die Natur. Für die Kinder bin ich kaum noch zu gebrauchen, denn durch diese Situation bin ich mittlerweile so angespannt, dass die Kinder schon denken, ich hätte was gegen Weihnachten. Oder gegen Wochenenden. Meine Frau denkt in halb-ironischer Weise, ich würde die Arbeit mehr mögen als die Familie, weshalb ich dann an Werktagen besser drauf bin. Dass ich an der Arbeit durch Kolleginnen und Kollegen mehr emotionales Feedback bekomme, als zu Hause, kann sie sich vermutlich nicht mal vorstellen. Aktuell weiß ich nicht mehr weiter. Das letzte Gespräch ist nun drei Wochen her und es ist wieder alles beim Alten.
Ich bedanke mich bei euch erstmal für’s lesen und eure Zeit. Was macht ihr so gegen Einsamkeit? Gibt es das bei Euch?
€: Durch Urlaub / Feiertage ist die Rückmeldung auf eure Antworten etwas schwieriger als gedacht. Ich versuche so gut es geht hinterher zu kommen. Vielen Dank für eure Anteilnahme, Erfahrungen und Ratschläge. Das Hilft mir sehr! :)
Als ich es gelesen hab dachte ich, ihr musst halt besser kommunizieren. Aber das:
Ich solle wegen meiner wenigen Emotionen doch selbst erstmal zum Therapeuten, bevor sie mitgeht.
Scheiße, der Satz macht alles kaputt.
Ich bin ebenfalls in einer Langzeitbeziehung seit Teenagerzeiten mit Kindern. Was ich für mich sagen kann ist, dass unsere Beziehung ein ganz neues Level erreicht hat, seit wir richtig kommunizieren. Also real talk: sich mit sich selbst, dem Partner und der Beziehung auseinandersetzen und diese Kultur als Teil des Alltags zu pflegen. So wie du das beschreibst, scheint mir das bei euch schon seit langer Zeit ein Problem zu sein. Wie manche andere hier würde ich dir deshalb ebenfalls raten, eine Therapie zu starten. Am besten, du fängst mal bei dir selber an und beziehst deine Frau erst in einem zweiten Schritt mit ein.
Was ich dir als Sofortmassnahme wärmstens empfehlen kann ist, dein Arbeitspensum unabhängig von dem deiner Frau zu reduzieren. Wie du schreibst, ist Geld ja nicht das Problem und so kannst du dir selber ein extra Zeitfenster schaffen, in dem du dir Zeit für deine Frau, deine Kinder oder auch für dich selbst nehmen kannst.
Ich wünsche dir trotz allem frohe Weihnachten :)
Arbeitspensum runterschrauben kann ich nur unterstützen. War bei uns vermutlich ein Schräubchen, das eine positive Kettenreaktion in Gang gebracht hat. Bei ihr, nicht bei mir. Mein Arbeitspensum reduzieren, war allerdings die einzige Möglichkeit, die ICH direkt umsetzen konnte. Für ein Jahr reduzieren, bereitet idR dem Chef auch keine Kopfschmerzen, da planbarer Zeitraum.
Ich hatte reduziert für mich, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Die Reaktion bei meiner Frau war nicht geplant und dann entstanden.
Diesen Punkt kenne ich. Aus einer Beziehung wurde eine Familien-WG. Ich hab das oft adressiert und es gab auch den ein oder anderen Therapieansatz, aber es ist doch bequem, so wie es ist. Dass ich dabei emotional / sexuell verhungere, wurde billigend in Kauf genommen. War ja auch nicht ihr Leidensdruck. Ich habe mich scheiden lassen und bin ausgezogen. War natürlich unbequem für sie, dass sie gewisse Dinge jetzt selbst in die Hand nehmen muss und ich nicht mehr dafür zuständig bin, aber mich hat es letztlich gerettet. Ich hab keinen Tipp, wie du die Beziehung wieder gerade biegen kannst. Ich hab dir nur geschrieben, dass mir das nicht unbekannt ist. Manchmal ist ein Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende.
Uff, das schmerzt zu lesen. Für Dich als Deine Erfahrung, für mich als Warnung. Ich danke Dir für deine Antwort. Das mit der Familien-WG beschreibt es leider sehr gut. Wir funktionieren als Team sehr gut, aber wir sind irgendwie keine Ehepartner mehr. Oh man, Fuck ey.
Uff.
Eure Beziehung braucht auf jeden Fall Hilfe. Das wird nicht von alleine wieder gut, da müsst ihr beide viel Energie reinstecken, am besten mit professioneller Unterstützung (Paartherapie).
Die alles entscheidende Frage ist, ob sie da überhaupt mitzieht. Und ihre Reaktion auf deinen Vorschlag gibt da schon einen Hinweis:
Ich solle wegen meiner wenigen Emotionen doch selbst erstmal zum Therapeuten, bevor sie mitgeht.
Jetzt kennen wir natürlich nicht die ganze Situation, wissen nicht in welchem Kontext sie das gesagt hat. Aber wenn sie von dieser Sichtweise nicht abrücken will, sehe ich keinen Weg, die Beziehung zu retten.
Als ich das letzte mal bei meiner Freundin ein größeres Beziehungsproblem angesprochen habe, war sie auch erst mal genervt weil es ja nie der richtige Zeitpunkt ist, hat sich dann aber alles angehört und auch von sich aus eine Paartherapie ins Spiel gebracht (was ich dann wiederum nicht wollte). Unser Problem ist noch nicht ganz gelöst, aber zumindest arbeiten wir beide dran. Das ist schon die Grundvoraussetzung.
Ich würde ihr an deiner Stelle wirklich noch mal eindringlich klar machen, dass es ernst ist und die Beziehung für dich nicht mehr funktioniert. Wenn sie darauf nicht eingeht und nichts anpacken will, kannst du nur noch die Beziehung beenden.
Für mich war eine der schönsten Zeiten kurz nachdem ich eine ähnlich dysfunktionale Beziehung beendet hatte. Nach kurzem Schock und Trauer kam die Erkenntnis, wie schlecht es mir eigentlich ging und wie gut es sich anfühlt, wieder mein eigenes Leben zu leben
Ich möchte kurz mal reinwerfen, dass die Situation eine andere ist, wenn Kinder im Spiel sind. Da trennt man sich nicht mal so einfach, weil es die Kinder belastet. Die unbeteiligt und unschuldig an der Situation sind.
Edit: Ich sage nicht, dass man sich nie trennen sollte. Wollte nur auf die Komplexität der Situation aufmerksam machen. Das ist nicht so einfach wie mal eben ne Beziehung beenden
Kinder mit unglücklichen Eltern haben schlechter als Trennungskinder.
Pubertierende Kinder sind keine Kleinkinder mehr und verstehen schon gut genug wie das Leben läuft. Klar wäre eine intakte Ehe besser aber die Auswirkungen einer Trennung sind nicht so groß wie man denken könnte
Meine Eltern haben das durchgezogen, auch aus religiösen Gründen. Heute wünsche ich mir, dass sie sich getrennt hätten. Beide sind absolut unglücklich und streiten sich permanent. Ich habe quasi keine Erinnerung daran, wie sie sich mal Zuneigung zeigen. Das beeinflusst auch stark negativ, wie man mit eigenen Beziehungen umgehen kann.
Aus deinem Text ging das jetzt erstmal nicht so ganz hervor, aber hast du zu diesem Thema schon mit einem Therapeuten gesprochen, alleine? Ich denke du wirst hier nichts sinnvolles hören, da auch niemand eure Situation im Detail kennt und deine Schilderung natürlich extrem subjektiv geprägt ist.
Aufjedenfall stark von dir, dass du das Thema regelmässig mit deiner Partnerin ansprichts und es nicht einfach in dich reinfrisst. Schade, dass deine Emotionen bereits deine Beziehung zu deinen Kindern negativ beeinflusst. Vielleicht wäre es auch fair, je nachdem wie alt, auch offener mit deinen Kindern über deine Emotionen zu reden. Du musst ja nicht deine Partnerin in ein schlechtes Licht rücken, aber könntest denke ich schon ansprechen wie du dich fühlst. Sonst interpretiert deine Familie dein Verhalten evtl nicht so wie es richtig wäre.
Kopf hoch und bitte such dir professionelle Hilfe, falls du das noch nicht bereits getan hast.
Den Punkt mit dem offener mit den Kindern über das was passiert reden kann ich nur unterschreiben. Ich selber habe es aus Kinderperspektive miterlebt wie es ist wenn nicht mit einem kommuniziert wird. Mal ganz abgesehen von der Vorbildfunktion und der emotionalen Nähe die damit einher kommt ist es als Kind/Jugendlicher angenehm zu wissen woher ein gewisses Verhalten der eigenen Eltern kommt und das man nicht irgendwie selber Teil des Problems ist. Und in meinem Fall wäre das zerbrechen der Familie dann auch nicht ganz so überraschend aufgetreten. (Aus Vergleichen mit den Familien von Freunden weiß ich inzwischen das es schon sehr lange gekrieselt haben muss)
Danke für Deine Antwort! Mit einem Therapeuten bzw. einer Therapeutin habe ich noch nicht gesprochen. Ich bin wie viele andere da sehr skeptisch jemanden in meinen Kopf reinzulassen. Wäre aber vermutlich das Richtige.
Bezüglich der Kinder gebe ich Dir auch Recht. Die sehen immer nur “Papa ist scheisse drauf, wenn er zu Hause ist”, wissen aber nicht warum. Das Thema mit der Zeit für Mama und Papa habe ich schon häufiger mal erzählt, z.B. warum ich es gut fände, dass mal um 21:00 Uhr Schluss ist, damit wir überhaupt Zeit haben. Oder dass wir am So mal auspennen können und einfach mal alleine Kuscheln oder sowas. Aber so Richtig habe ich das noch nicht dargelegt.
Ich bin wie viele andere da sehr skeptisch jemanden in meinen Kopf reinzulassen. Wäre aber vermutlich das Richtige.
Ich bin weiterhin davon überzeugt, dass dieses Land sehr viel glücklicher und ausgeglichener wäre, wenn der Gang zum Therapeuten normalisiert wäre und inflationär eingesetzt werden würde. Nahezu jeder kann einen guten Therapeuten vertragen. Das hilft immens.
Ich bin vielleicht etwas voreingenommen weil ich diverse Psychotherapeut:innen im persönlichen Umfeld habe… aber mit denen führe ich auch die besten Gespräche!
Ja ich kenne das Prinzip natürlich, auch aus direkter Erfahrung durch die Familie. Teilweise war es überaus positiv, teilweise ein Krampf mit mehreren Wechseln des Therapeuten inkl. der Behandlungsstrategie.
Genau, das sind beides Optionen. Wie bei jedem anderen Handwerker kannst du jemanden finden der dein Problem versteht und das richtige Handwerkszeug dabei hat um daran zu arbeiten - oder halt nicht. Aufgrund des unglaublich beschissenen Prozesses bis man mal einen Termin hat fühlt sich das allerdings dann wie eine mittelschwere Katastrophe an.
Niemand würde sagen “Nee, ich hab mal ne Sanitärinstallation probiert, das war aber gar nix” um dann eben auch den Rest des Lebens das Dixie im Garten zu mieten. Natürlich holt man sich dann nen anderen Klempner an den Start. Bei Therapie machen das Leute halt leider dann doch so.
Ich bin wie viele andere da sehr skeptisch jemanden in meinen Kopf reinzulassen.
Musst Du nicht, zumindest nicht mehr als uns Internetfremde gerade. Die häufigste Therapieform ist die Verhaltenstherapie und da versucht niemand versteckte Erinnerungen wachzurufen oder ähnliches. Stattdessen würdest du über deine konkreten Warnehmungen, Emotionen und Reaktionen in konkreten Situationen sprechen. Genau wie in diesem Thread, nur halt mit einem Profi.
Das Klischee vom im Kopf herumbohren kommt daher, dass man das in der Psychoanalyse durchaus macht. Nur sind die Beweise für deren Wirksamkeit auch eher so la-la und es wäre auch sehr merkwürdig wenn man bei jemandem wie Dir gleich mit sowas anfangen würde. Genauso wie ein guter Arzt Dich erst aufschneidet, wenn eine oberflächliche Behandlung nicht ausreicht, wird ein guter Therapeut erst in deinem Kopf “herumwühlen”, wenn das wirklich notwendig ist.
Weil diese Fragen noch niemand gestellt hat, natürlich gehe ich nur von dem aus was du geschrieben hast und das Folgende mag nicht auf dich/euch zutreffen:
- Deine Frau hat zumindest eine Freundin, vielleicht auch eine Freundesgruppe, was ist mit dir?
- Deine Frau geht zum Sport und macht andere Dinge ausserhalb der Familie, was ist mit dir?
- Deine Frau scheint mit der Menge der Berufsarbeit und mit ihrer Arbeit zufrieden, was ist mit dir?
Du schreibst dass dein Akku alle ist und du wünschst dir dass deine Frau dir den wieder aufläd. Jetzt ist es einerseits richtig, dass man natürlich auch emotionale Nähe von seinem Partner wünscht und es ist legitim das zu vermissen und einzufordern, aber deine Frau ist auch nicht allein dafür zuständig deine Batterien aufzuladen. In wie fern lädst du ihre auf oder holt sie sich das schon lange von ausserhalb (Freundinnen, weiterer Familie, Arbeit, Kindern) statt von dir, weil aus einer leeren Batterie kann man halt auch keine Energie ziehen. Bist du am Ende nur noch ein weiteres “Kind” das emotionale Fürsorge von ihr erwartet und nicht mehr der Partner der stark im Leben neben ihr steht, oder zumindest nicht so dass sie das noch realisiert?
Ich würde mal genauer hinschauen ob da nicht auch ein beruflicher Burnout im Spiel ist. Dann ist es durchaus normal mit irgendwo in den 40ern eine Krise zu haben, wo man sich fragt “ist das alles?” und “wohin will ich eigentlich jetzt?” gerade wenn die Kinder aus den Gröbsten raus sind. Da sind Phasen mit heftigem Durchhänger normal. Das hat auch in allererster Linie etwas mit dir zu tun und erst dann mit deiner Frau und euer Beziehung. Männer tendieren dazu leichter Freunde zu verlieren und es schwerer zu haben Freundeskreise zu behalten oder neue Freunde zu finden, speziell auch ausserhalb der Arbeit, das führt auch zu mehr Abhängigkeit in Beziehungen jetzt wo Frauen finanziell unabhängig sind.
Zu allerletzt noch ein anderer Gedanke: Deine Frau erlebt dich nur “abwesend-auf Arbeit”, wo sie weiß was du tust und wo du bist und als Miesepeter zu Hause, sie scheint wenig Gelegenheit zu haben dich mit anderen zu erleben, zu erleben was du schilderst wie du sie erlebst, nämlich wie du Spaß hast mit anderen, wie du Anerkennung von anderen erfährst, wie du Spaß hast bei einem Hobby ohne sie.
Als 58 Jahre alte Frau die irgendwann völlig unbewusst das Interesse an ihrem Partner verlor, weil der sich selber “neutralisiert” hat, sogar in eine “Kind Rolle” verfiel neben ihr und die das Interesse wieder gefunden hat nachdem ihr Partner, mit Hilfe von Therapie, sich selbst auch ein eigenständiges Leben aufgebaut hat neben ihr und er dadurch wieder “attraktiv” wurde, schau mal hin, was dich zu ihr hinzieht. Du siehst sie als attraktiv auch weil sie gesellschaftlich integriert ist und andere Möglichkeiten / Alternativen hat zu dir. Das bringt dich dazu um sie zu werben. Umgekehrt bist du vielleicht der Stubenhocker der halt immer verlässlich da ist, verlässlich schlecht gelaunt noch dazu. Verschwende einen Gedanken daran wie du dich für deine Frau interessant machen könntest und was und wer noch helfen kann deine Batterien aufzuladen, statt nur daran dass du ein Recht auf mehr Zuwendung hast. Das gilt übrigens auch für deine Rolle als Vater. Ein Vater der gut mit seinen Kindern kann, der mit der Mutter in dieser Hinsicht konkurrieren kann macht auch attraktiv, während du auch da passiv zu sein scheinst im Moment oder gar negativ.
Ich kann dir nur Mut machen dich ein Stück weit neu zu erfinden, die Passivität abzuschütteln, vielleicht nachzusehen, mit Hilfe eines Therapeuten, ob Burnout oder eine Depression oder schlicht die normale Midlifekrisis dich gerade zurückhält dein bestes Leben zu führen in das du dann deine Frau einladen kannst es mit dir zu teilen, ein Leben das attraktiv und anziehend ist und dich attraktiv und anziehend macht, so wie deine Frau dadurch wie sie im Leben steht attraktiv für dich ist.
Ich wünsche dir und einer ganzen Familie von Herzen alles Gute und dir selbst für dich und deine Ehe einen Neustart. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es möglich ist das Ruder rumzureissen, aber es ist eine Kraftanstrengung die mit dir beginnt, nicht mit deiner Frau.
Schick ihr den Post.
So, habe ihr den Text abseits von Feddit zum lesen angeboten. Sie hat lange reingeschaut und ist jetzt erstmal wieder weg, vermutlich noch bei den Kids, welche noch mit den Geschenken rummachen.
Danke für die Bestätigung, darüber denke ich seit dem Schreiben nach. Es ist für mich in diesem Falle vielleicht einfacher zu schreiben, als zu sprechen.
Ich hatte nie ne lange Beziehung. War immer lieber für mich selbst. Mittlerweile find ich den Gedanken meine Freizeit immer mit der gleichen Person zu verbringen und mich arrangieren zu müssen echt schon abstoßend. Anstrengend, zehrend. Ich glaub deine Frau könnte mir da gar nicht so unähnlich sein. Oder kann nur dich einfach nicht mehr ab…
wat willste hören? Bleib bei ihr, ertrage es einfach weiter ohne was zu machen und mach dir (oder euch…) weiter das Leben zur Hölle?
Ick mach mir jetzt meine Traumweihnachten mir dope&liquor und kuschel dann mit meiner Katze, da hat die meistens Bock drauf.
Wünsche dir trotzdem alles Gute✌️
Danke für deine Beschreibung von der anderen Seite. 😉
Ich hoffe natürlich, dass meine Frau mich mittlerweile nicht abstoßend findet, aber der Gedanke ist spannend. Das habe ich mich nie gefragt.
Mit “abstoßend” meinte ich jetzt nur die Zweisamkeit an sich :p Ich find Menschen irgendwann immer anstrengend. Also besonders wenn ich immer mit dem gleichen Menschen zu tun hab.
Abstoßen wird sie dich denke ich nicht finden oder geht sie dir tage-/wochenlang zwanghaft aus dem Weg?
Vielleicht hat sie sich auch einfach innerlich Richtung Aromantik/Asexualität bewegt oder so… und ist selbst irritiert… Menschen ändern sich
Zwanghaft aus dem Weg geht sie mir nicht, es ist alles wie immer. Der ganze restliche Alltag ist ja von früh bis spät völlig normal. Nur das es halt kein “wir alleine” gibt.
Das mit der Aromantik könnte sein. Zuneigung zu den Kindern ist ja was gänzlich anderes. Das hat und zeigt sie ja in unerschöpflichem Maße, was ich auch sehr schön finde.
Als ich es gelesen hab dachte ich, ihr musst halt besser kommunizieren. Aber das:
Ich solle wegen meiner wenigen Emotionen doch selbst erstmal zum Therapeuten, bevor sie mitgeht.
Scheiße, der Satz macht alles kaputt.
Ist es zynisch, wenn ich Frage, ob du deutlich besser verdienst? Junge, wann hattet ihr das letzte Mal Sex? Also, nicht alibi-ichmussmalwiederdiebeinebreitmachen-sex, sondern leidenschaftlich, auf Gegenseitigkeit basierend? Du bist für deine Frau einfach super praktisch und komfortabel. Tut mir leid wenn ich das so direkt sage, aber manchmal ist es besser, das Pflaster einfach abzureissen.
Glaub mir, der Zug ist abgefahren, das kriegst du nicht mehr geändert. Versucht Freunde zu bleiben, aber um dein eigen Wohl, schau dass du da raus kommst und such dir jemanden, der dich genauso will wie du, nicht nur als Haushaltshilfe.
Sex ist auch natürlich so ein Thema, würde ich hier gern erstmal ausklammern. Mir geht’s echt ums seelische.
Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit ist leicht zu beantworten. Sie bringt die Substanz mit in die Ehe, ich den Cash-Flow. Es ist vielleicht zu einfach, aber man könnte es so sagen, dass Sie hier zu Hause mit viel Home-Office im großen und ganzen alles Aufrecht erhält und ich die 40 Stunden mache und die etwas dickeren Bretter bohre. Ich habe ihr auch immer wieder angeboten, in Teilzeit zu gehen, wenn Sie Vollzeit machen möchte. Will sie aber nicht. Wir haben das fair abgesprochen.
Dennoch mache ich im Haushalt genau so mit wie eh und je, gehe ich genau so Wocheneinkäufe machen und fahre die Kids zu allen möglichen Terminen. Wie oben gesagt, sind wir im Kern ein sehr gut eingespieltes Team und können die Lasten sehr gut und flexibel Schultern. Aber irgendwie sind wir kein Ehepaar mehr.
Muss ich’s dir buchstabieren? Du bist für sie Personal. Bankomat. Babysitter. Stabilität. Sicherheit. Was bietet sie dir im Gegenzug? Liebe? Zuneigung? Wärme? Körperkontakt? Sex? Emotionale Unterstützung? Jemanden, wo du dich auskotzen kannst?
Hol dir eine Haushälterin, ist günstiger und du hast mehr davon.
Vielleicht ist manchen die Aussage etwas zu drastisch ausgedrückt, da “im Haushalt mitmachen” und “Kids fahren/versorgen” definitiv zu einer gemeinsamen Aufgabenteilung gehört.
Aber: Falsch ist die Grundaussage nicht - Nach OPs Schilderung hat sie eine wesentlich bequemere Position (und offensichtlich auch mehr Zeit für eigene Aktivitäten bzw. andere Prioritäten) als er und sieht keine Notwendigkeit, das zu ändern.
Solange das nicht beim Gegenüber ankommt (z. B. durch einen neutralen Dritten, aka Paartherapeuten), wird sich daran auch nichts ändern.
Klar, ich hab bewusst dramatisiert, ganz so schlimm wird’s hoffentlich nicht sein, aber OP denke ich braucht Mal den Wink mit dem Telegrafenmasten, als Weckruf.