Niedrige Zinsen mögen eine Zeit lang gut gewesen sein. Und sie mögen weiterhin verlockend wirken. Aber die neue Normalität, die nun wieder von der alten, echten Normalität verdrängt wird, war eine Ausnahmesituation. Die Rückkehr zu einem höheren Zinsniveau ist auch eine Rückkehr zur Vernunft. Schon deswegen, weil Niedrigzins und zuletzt Nullzins auch ihren Anteil an den deutlich höheren Preisen von heute haben.
Das galt für Verbraucher, für Unternehmen, für die Regierungen. Die Schuldenstände wuchsen.
Wieder Bullshit. Die Schuldenquote von Deutschland stieg von 2008 bis 2010 von 65 auf etwa 80%
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Staatsschuldenquote_in_Deutschland
2008 lagen die Zinsen noch bei über 4%. Deutschland hatte sich trotz der Zinsen verschuldet, nicht wegen. In dem Zeitraum der billigen Zinsen sind wir dann bis 2019 auf ne Schuldenquote unter 60% runter. https://www.bundesbank.de/de/presse/pressenotizen/deutsche-staatsschulden-829548
Der Kommentar ist echt verdammt schlecht. Er versucht Zusammenhänge aufzuzeigen die es gar nicht gibt und dichtet sich Dinge dazu die gar nicht stimmen.
Lol. Auch die Schulden von Privatpersonen in Deutschland sind in der niedrigzinsphase deutlich gesunken. Was ein Affe der Typ.
Was ist auch zu erwarten, wenn mensch sich in einem solchen Artikel die “Normalität” herbeireden bzw. -schreiben will?
Neue Normalität: Damit war eine neue Ära dauerhaft niedriger Zinsen, einer geringen Inflation, des billigen Geldes bei geringer Entwertung gemeint
Im zweiten Absatz schon Stuss. Die Zinsen wurden doch auf 0 gesenkt weil die Inflation so niedrig war. Das Ziel war doch dass niedrige Zinsen die Inflation auf das 2% Ziel anheben. Hier klingt das anders.
Gerade ist doch auch das Ziel dass die hohen Zinsen die Inflation runterbringen. Aber der Herr scheint hier zu denken dass beides eher parallel verläuft.
Das Gegenteil ist der Fall: Dass Zinsen historisch immer tiefer fallen, ist seit der frühen Neuzeit bestens belegt. Fallende Zinsen sind quasi eine immanente Begleiterscheinung des Kapitalismus. Die Frage ist nur, ob sie sich langfristig der 0 asymptotisch annähern, auf 0 bleiben oder sogar weiter ins Negative fallen. Letzteres halte ich für weniger unwahrscheinlich, als es im ersten Moment aussehen mag: Da sich das Wachstum hochentwickelter Volkswirtschaften stetig verlangsamt, treten sie vielleicht irgendwann in eine Phase permanenter Rezession, der nur noch mit einer Veränderung des Wesens des Geldes an sich begegnet werden kann.
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In einem freien Markt ist Zins Ausdruck von Zeitprärefenz der Menschen: Ein Haus JETZT SOFORT ist mehr wert als ein Haus in einem Jahr.
Ich nehme an, du redest vom Szenario, dass du ein Haus kaufen willst, um darin zu wohnen. Da ändert sich in der Tat nicht viel. Zeitpräferenz von Konsumgütern ist aber nur ein Teil der Geschichte. Wichtiger ist die Zeitpräferenz von Investitionsgütern. Sagen wir, du könntest dir in zehn Jahren das Geld zusammensparen, um ein Haus zu bauen, das du dann gewinnbringend vermieten kannst. Wenn du aber das Haus jetzt schon bauen könntest, würdest du in den nächsten zehn Jahren genug Mieteinnahmen haben, um dann bereits ein zweites Haus bauen zu können.
Die Zeitpräferenz, Investitionen möglichst schnell tätigen zu können, um möglichst früh Geld damit zu verdienen, hängt aber damit zusammen, wie viel Geld es mit dieser Investition zu verdienen gibt. Es mag angesichts der momentanen Lage am Wohnungsmarkt absurd wirken, aber wenn in 20-30 Jahren die Boomer wegsterben und es keine massive Einwanderung gibt, wird sich der Bau neuer Wohnungen vielleicht schlicht nicht mehr lohnen, weil dann selbst in den Großstädten genug Wohnungen leerstehen, deren Eigentümer verzweifelt einen Mieter suchen. Und entsprechend wird auch niemand bereit sein, Zinsen auf einen Kredit für eine derartige Investition zu zahlen.
Ein negativer Zins (und selbst ein Nullzins denke ich) kann nur von einer Zentralbank eingeführt werden, weil diese über Mittel verfügt die über den Markt hinaus gehen.
Geld, wie wir es heute kennen, existiert nur dank Zentralbanken. Ohne Zentralbanken hast du keine Negativzinsen; du hast nur eine Truhe voller Goldmünzen, die zwar nicht physisch weniger werden, aber immer weniger wert sind, weil die schrumpfende Wirtschaft immer weniger Güter produziert, die du dafür kaufen könntest.
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Es gibt genug andere Optionen, in die man Geld investieren kann
In einer schrumpfenden Wirtschaft nicht mehr unbedingt.
Ich glaube nicht, dass dir eine Bank in so einer Situation einen Kredit mit negativen Zinsen anbieten würde.
Wahrscheinlich nicht, weil das Kreditgeschäft bei negativen Zinsen eben unrentabel wird. Ändert nichts daran, dass der theoretische Marktzins für die Kredite, die dannzumal gar nicht mehr vergeben werden werden, negativ ist.
negativ Zinsen sind sehr unnatürlich
Eine langfristig stabile oder gar schrumpfende Wirtschaft ist in der Geschichte des modernen Finanzwesens auch bisher noch nicht aufgetaucht; der “Naturzustand”, unter dem sich das heutige Bankensystem entwickelt hat, war exponentielles Wachstum, das gelegentlich durch katastrophische Ereignisse (Krieg, Wirtschaftskrise) ein wenig zurückgesetzt wurde.
Übrigens Stimme ich auch nicht zu, dass ein System ohne staatliche Zentralbank zwingend einer Truhe voller Goldmünzen entspricht, aber das isteine anderes Thema
Ja gut, das war Polemik; du hast natürlich neben den Goldmünzen auch noch Sparbücher und private Banknoten von Banken, die längst untergegangen sind, weil - siehe oben - das Kreditgeschäft unrentabel geworden ist. Kannst damit die Wand tapezieren.
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Ich denke, der Nutzen von Negativzinsen (zwischen Geschäftsbanken und Zentralbank) ist, den Geschäftsbanken Kredite mit niedrigem, aber positivem Zins zu ermöglichen, wo der Zins das Ausfallrisiko nicht abdeckt. Negativzinsen im Geschäftsverkehr wird es nicht geben.
Bist du der Meinung, dass es so ist? Wenn ja würden mich die Gründe interressieren. Und ich hoffe es ist nicht nur der Übliche “unbegranztes Wachstum ist unmöglich, also müssen wir jetzt sofort aufhören zu wachsen” Kram.
Wirtschaftliche Produktion ist Anzahl der Arbeiter mal Produktivität. Erstere wird in ein paar Jahrzehnten weltweit stagnieren und dann sinken, falls nicht alle Prognosen für die Weltbevölkerung völlig falsch liegen; im Westen wahrscheinlich schon früher, wenn nicht die Einwanderung massiv hochgefahren wird. Letztere kann zwar durch technischen Fortschritt weiter erhöht werden, aber die massive Produktivitätssteigerung des 19. und 20. Jahrhunderts, als man Muskelkraft von Mensch und Tier in allen Lebensbereichen durch die Kraft von Elektrizität und Verbrennungsmotoren ersetzt hat, wird sich im 21. Jahrhundert wahrscheinlich nicht wiederholen lassen. Ich lasse mich aber gern positiv überraschen.
Negative Zentralbankzinsen haben aber ja gar nicht zu negativen Zinsen für Konsumkredite geführt. Außerdem ist ein Haus nur dann jetzt mehr wert als in einem Jahr, wenn es Inflation gibt. Und nur weil es derzeit hohe Inflation (meiner Meinung nach kein geldpolitisches Phänomen) gibt, heißt das nicht, dass wir in Zukunft keine Volkswirtschaften mit Stagnation bei gleichzeitiger Deflation sehen werden - auch wenn das historisch betrachtet zugegeben bislang nur in Ausnahmefällen aufgetreten ist.
Außerdem ist ein Haus nur dann jetzt mehr wert als in einem Jahr, wenn es Inflation gibt.
Ich denke dein Vorredner meint, dass Menschn es im immer präferieren würden ein Haus jetzt zu haben, als 1 Jahr auf ein Haus warten zu müssen. Es gibt also eine Zeitpräferenz, welche unabhängig von Zinsen und Inflation einfach da sein sollte.
Das stimmt aber eben nicht: Wenn ich ein Haus heute haben kann oder es nächstes Jahr für ein Drittel weniger, dann warte ich gerne, wenn mein Gehalt in der Zeit gleich bleibt. Zinsen sind kein universelles Maß für Zeitpräferenzen. Das stimmt nur dort, wo Geld nicht das Transaktionsmedium, sondern das gehandelte Produkt selbst ist und deswegen der Zins mit dem Preis gleich ist: z.B. im Kreditmarkt.
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Wenn der neutrale Zinssatz, der Zins der die Wirtschaft weder bremst noch ankurbelt, fällt, bedeutet das auch das die Zentralbank entsprechend den Zins anpassen muss der die Wirtschaft verlangsamt/ankurbelt.
Und genau das ist auch der Fall.
https://www.brookings.edu/articles/the-hutchins-center-explains-the-neutral-rate-of-interest/
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Interessante Links, aber ich bin nicht überzeugt, dass man dem r* Wert ins Negative folgen sollte, anstatt das als Signal zu werten, dass keine Kredite vergeben werden sollten.
Zinsen sind genau das Werkzeug mit dem man die Kreditvergabe steuert.
Um ehrlich zu sein irritiert es mich auch etwas, dass keine Präzise Definition von r* zu finden ist. Bisher habe ich “kein Bremsen/Ankurbeln der Wirtschaft” und “full employment and stable inflation” gesehen. Für das erste sehe ich keine offensichtliche Definition für Bremsen oder Ankurbeln, beim zweiten ist nicht klar, dass so ein Wert überhaupt existiert. Vielleicht sind meine Maßstäbe vom Mathestudium verzerrt, aber das kommt mir schwammig vor.
Das ist nicht schwammig, wieso?
Wenn dir was formaleres lieber ist ist das eher in den Papern zu finden, hier z.B.
https://www.newyorkfed.org/research/policy/rstar
https://www.frbsf.org/economic-research/publications/working-papers/2016/11/?amp=1
Nein!
Doch!
Ooooh!